Vereinsgeschichte

Mannschaftsfoto 3.6.1985120 Jahre Freiwillige Feuerwehr sind in der seit 832 erstmalig urkundlich erwähnten Siedlung “Adalrici Cella” - dem späteren Martinszell- sicher Wert, über die Geschichte dieser Feuerwehr zu berichten.

Die Anfänge des Feuerlöschwesens gehen allerdings zurück bis in das Jahr 1829. Im Protokollbuch der FF Waltenhofen kann entnommen werden, dass die Gemeinden Waltenhofen, Martinszell und Memhölz gemeinsam eine Handdruckspritze für 614 Gulden anschafften und in Herzmanns, vermutlich im  Anwesen “Häfele” für alle drei Gemeinden erreichbar, einstellten.

Zu diesem Zeitpunkt gab es in Bayern kaum organisierte Feuerwehren. Nach dem im Jahr 1855 erschienenen Buch “Das Feuerlöschwesen” v. C. Magiens gab es 1855 erst acht Feuerwehren. 19 Jahre später, am 01.06.1874 wurde unter dem damaligen Bürgermeister Mair die “Freiwillige Feuerwehr Martinszell” gegründet. Bei der Gründungsversammlung im Gasthof “Adler” traten 39 junge Männer diesem Verein spontan bei.

Jährlich wurden seinerzeit vier Löschübungen, meist am Sonntag Nachmittag, abgehalten. Auch schon damals wurden die benötigten Geräte, wie Handdruckspritze und Schlauchmaterial von der Gemeinde beschafft und im alten Pfarrstadel in Martinszell aufbewahrt.

Früher erfolgte die Alarmierung der Feuerwehrleute durch das Läuten der Kirchenglocken in Martinszell und in der Kapelle in Oberdorf. Später gab es einen sog. “Hornisten” welcher mit Tromptensignalen die Alarmierung im Ernstfall unterstützte.

Obwohl die Aufzeichnungen von damals teilweise lückenhaft sind, möchten wir Ihnen von einigen wesentlichen Ereignissen berichten.

1899: Wie auch heute war damals die Freiwillige Feuerwehr auf die finanzielle Unterstützung der Gemeinde angewiesen. Jedoch war auch das Zuschusswesen für Löschgeräte von Kreis, Distrikt und Versicherungskammer schon bekannt. So wurde mit einem Zuschuss eine neue Löschmaschine (Handdruckspritze) angeschafft. Die noch vorhandene alte Spritze wurde dann in Oberdorf stationiert. 1900: Die Freiwillige Feuerwehr zählt 100 Mitglieder. 1911: Ein denkwürdiges Jahr. Am 19. März wurde im Rahmen einer Generalversammlung unter Vorstand und Bgm. Matthäus Trunzer die Feuerwehr Martinszell in die Wehr Martinszell und Wehr Oberdorf geteilt. Der Verein mit Vorstand, Schriftführer und Kassier blieb als zuständiges Organ für beide Wehren erhalten. Diese Regelung hatte 65 Jahre Bestand. Der erste Kommandant und Mitbegründer der Wehr Oberdorf war Matthäus Jörg. Den Feuerwehrmännern wurde freigestellt, ob sie sich für die Wehr Martinszell oder Oberdorf entscheiden. Im Allgemeinen galt als Trennungslinie die heutige Bundesstraße 19.

64 entschieden sich für Martinszell und 60 für Oberdorf. Als Feuerwehrgerätehaus wurde ein Raum in der Sennerei Oberdorf benützt. Der Mitgliederbeitrag betrug 1 Mark pro Jahr.

Aus dem 1.Weltkrieg 1914-18 kehrten 25 Feuerwehrmänner nicht mehr in die Heimat zurück.

1926: Der bis zu diesem Zeitpunkt als Feuerwehrgerätehaus dienende Pfarrstadel in Martinszell wurde abgebrochen und durch ein neues Gebäude mit einem Schlauchturm ersetzt.

1929: In diesem Jahr wurde eine viertürige, pferdebespannte Motorspritze von der Fa. Gugg in Simbach erworben. 1930: Bereits 1 Jahr später konnte die Feuerwehr eine mechanische Leiter in Betrieb nehmen.

1932: Eine der größten Einsätze der Wehren Martinszell u. Oberdorf waren am 18. August um 22.15 Uhr notwendig. Damals stand das Gut Kurzberg in Flammen. Unterstützt durch die Wehren aus Memhölz, Waltenhofen, Stein, Immenstadt, Rottach, Untermaiselstein und Kempten wurden 400 m lange Leitungen vom Niedersonthofener See zur Brandstelle gelegt. 60 Meter Höhendifferenz waren zu überwinden. Dies war notwendig, weil infolge großer Trockenheit die Hochdruckleitungen nicht benützbar waren. Der seinerzeitige Schriftführer “Epp” meinte im Jahresbericht 1932: “..möge Gott in Zukunft die Gemeinde vor solch gewaltigen Brandkatastrophen verschonen.”

1944: Infolge der Kriegseinflüsse und Mangel an männlichen Feuerwehrleuten wurde eine Mädchengruppe aufgestellt. Die Mädchen sollen mit großem Eifer bei den Proben gewesen sein. Zu manchem Bedauern wurde 1945 am Ende des 2. Weltkrieges diese Mädchengruppe wieder aufgelöst. 1952: Durch Initiative von Kommandant Martin Lau und unter Vorstand Deufel konnten durch eine großzügige Spende von Herrn Direktor Julius Graf in Kurzberg zwei gebrauchte 1,5 to LKW beschafft werden. Eine schrittweise Modernisierung wurde damals eingeleitet. Die Fahrzeuge wurden durch viel Eigenleistung der Wehrmänner und örtlicher Handwerker für Feuerlöschzwecke umgebaut. Für den Umbau sowie die Beschaffung einer Motorspritze wurden von Seiten der Gemeinde nur noch 7000,- DM aufgewendet. 1954: Im ehem. Anwesen Weixler in Oberdorf wurde ein Geräteraum mit Schlauchtrockenturm errichtet. Die Einweihung erfolgte in Verbindung mit dem 50-jährigen Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Oberdorf.

Im Jahre 1972 konnte in Martinszell ein Feuerwehrgerätehaus errichtet und der Bestimmung übergeben werden. 1975: Im Rahmen einer Generalversammlung wurde von den Mitgliedern beschlossen, beide Wehren - Oberdorf und Martinszell - nach 64 Jahren wieder zur “Freiwilligen Feuerwehr Martinszell” zu vereinen. Als Kommandant wurde Hermann Jörg, als Adjutant Remig Müller gewählt. 1976 konnte dann im Rahmen einer Feierstunde (3 Tage vor der Gemeindezusammenlegung) in Anwesenheit von Bgm. Dürheimer und Bgm. Fritz ein neues Feuerwehrfahrzeug vom Typ LF 8 der Wehr übergeben werden. 1980: Die Mitgliederzahl beträgt 135.

1982: In diesem Jahr wurde ein weiteres Feuerwehrfahrzeug (TSF) beschafft, damit wurde der letzte, über 30 Jahre alte Opel Blitz ersetzt. 1984 erfolgte der Bau und die Einweihung des mit finanzieller Hilfe der Gemeinde und zahlreichen freiwilligen Helferstunden errichteten “Unterrichtsraumes” im Gerätehaus in Oberdorf. Das 110-jährige Jubiläum wurde vom 28. - 30. Juni 1985 in einem Festzelt gebührend gefeiert. Der Festabend fand am 09.11.1985 im Gasthof “Adler” statt. Im Jahre 1987 konnte die Gemeinde von der Feuerwehr Coesfeld in Westfalen (zu der seit 1985 freundschaftliche Beziehungen bestehen) ein Tanklöschfahrzeug TLF 8/8 erwerben. Dieses Fahrzeug war zwar bereits 25 Jahre alt, es erfüllt jedoch bis zum heutigen Zeitpunkt wertvolle Dienste. Bei der Generalversammlung am 3.3.1989 wurde die gesamte Vorstandschaft neu gewählt. 1. Vorstand wurde Georg Mayer, 2. Vorstand Siegfried Bleicher. Anlässlich des 115-jährigen Bestehens fand am 10. 11.1989 ein Festabend im “Adler” statt. Am 16.01.1992 erhielt die Wehr eine neue Tragkraftspritze 8/8 (Fa. Metz). Sie löste die alte TS 8/8 aus dem Jahre 1959 ab. Die Feuerwehr wird derzeit von den beiden Kommandanten Remig Müller und Peter Dürheimer geleitet. Unterstützt werden sie von den Gruppenführern Siegfried Bleicher, Franz Brutscher, August Gabler, Franz Mikschl und Josef Schmid.

Der derzeitige Mitgliederstand beträgt 170, wovon 63 aktiv sind.

gestaltet von Josef Schmid